Eine Krise macht erfinderisch

Dr. Heiner Pollert | 07.04.2020 | Patentpool Group , Presse

Eine Krise macht erfinderisch

Dr. Heiner Pollert, Gründer und CEO der Patentpool Group, zur aktuellen Situation der deutschen Innovationskultur und der Bedeutung von Krisen wie die gegenwärtige Covid-19-Pandemie:

„Als ‚Seitwärtsbewegung‘ bezeichnet der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Dieter Kempf, Deutschlands Position in Bezug auf seine Innovationsleistung, wie der Mitte Februar veröffentlichte Innovationsindikator 2020 des BDI darlegt. ‚Stagnation‘ wäre ein alternativer Ausdruck – in Sachen Innovation treten wir auf der Stelle. Im internationalen Vergleich von insgesamt 35 Ländern nimmt die Bundesrepublik wieder den vierten Platz ein, hinter Belgien, Singapur und der Schweiz. Nur einen Monat nach Erscheinen des Innovationsindikators 2020 wirkt dieses Thema jedoch geradezu banal. Inmitten der global grassierenden Pandemie durch das Coronavirus steigt die Angst vor einer weltweiten Rezession.

Womit sich Unternehmen in solchen Krisenzeiten allerdings am wenigsten beschäftigen, ist die Förderung der eigenen Innovationskraft. Schließlich bedeutet die Entscheidung für die Entwicklung innovativer Technologien meist auch einen Schritt hin zu einem großen Investitionsaufwand. Das dafür benötigte Kapital fließt verständlicherweise vielmehr in lebenserhaltende Maßnahmen für den eigenen Betrieb.

Dabei ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt, um an die Innovationen von morgen zu denken!

In der Zeit der letzten Wirtschaftskrise im Jahr 2008 entstanden beispielsweise Start-ups, die heute zu den großen Namen in ihrer Branche zählen, wie etwa der Instant-Messaging-Dienst Whatsapp oder Airbnb als Plattform für die Buchung von Unterkünften. Im Besonderen in Krisenzeiten sichern Unternehmen ihre Existenz, wenn sie auf die veränderte Markt- und Nachfragesituation flexibel reagieren. Dies erfordert schnelles Handeln und das Vermögen, um die Ecke zu denken – jetzt kommt es auf den deutschen Erfindergeist an.

Wer sich nun einen Vorsprung sichern möchte, um als Gewinner aus der Krise hervorzugehen, ist gezwungen, aus der betrieblichen Prozessroutine herauszutreten und ‚outside the box‘ zu denken und zu agieren. Im Mittelpunkt stehen neue, kreative Ideen, wie die Welt ein Stück weit besser und nachhaltiger gemacht und die zur Verfügung stehenden Mittel auf die besondere Situation hin angepasst werden können. Krisen liefern die Reize, aus denen Grundlagentechnologien entstehen, die das Potenzial haben, ganze Branchen zu revolutionieren. Auf solchen Sprunginnovationen fußen nicht nur künftige Wachstumsfelder, sondern sie halten auch Chancen von hohem wirtschaftlichen wie gesellschaftlichen Wert bereit und können zudem Lösungen zur Bewältigung der aktuellen Krise liefern. Als wesentliche Triebkraft des Wirtschaftsprozesses bilden Innovationen schließlich den Ausdruck der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit eines Unternehmens, was sich wiederum positiv auf die Bindung und das Vertrauen zu seinen Stakeholdern auswirkt.

Eine klare Investitionsstrategie liefert außerdem die nötige Grundlage, um auch über die Krisenzeit hinaus zu bestehen, das lehren uns 22 Jahre Erfahrung als Unternehmen im Bereich der Innovationsförderung. Kreativität, Flexibilität und Schnelligkeit gilt es jetzt mehr denn je zu beweisen. In diesem Zusammenhang sollte fortan das Wort ‚Resilienz‘ – also die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne wesentliche Beeinträchtigung zu überstehen – einen deutlich höheren Stellenwert in unserem Wortschatz genießen als ‚Rezession‘ oder ‚Krise‘!“

Quellen

Kommentar | Dr. Heiner Pollert, CEO Patentpool Group