Trend zu digitalen Lösungen durch Investitionen stärken
Deutschland lebt von seiner Innovationskraft. 2021 verzeichnete die hiesige Startup-Branche Rekordinvestitionen. Ist dieser Trend nachhaltig und welche Megatrends müssen weiter forciert werden?
– Im Interview mit dem CEO der Patentpool Group, Dr. Heiner Pollert.
Herr Pollert, aktuelle Zahlen des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zeigen, dass Deutschlands Investitionsausgaben in die Neuentwicklung und Innovationsforschung stark zurückgegangen sind. Beunruhigt Sie das?
Durchaus. Deutschlands Wirtschaft lebt seit jeher von der Innovationskraft. Die Entwicklung, dass wir im internationalen Kontext drohen abgehängt zu werden ist beunruhigend. Besonders wichtig ist es jetzt Strukturen zu schaffen, die Innovationen und deren Umsetzung schneller und unbürokratischer machen. Wir müssen es schaffen eine Gründungs- und Innovationskultur zu schaffen, die nicht durch langwierige Prozesse gehemmt wird. Wissen und kluge Köpfe gibt es in Deutschland zu genüge, diese gilt es durch die richtige Förderung zu halten und Ideen umzusetzen.
Legalisierung von Cannabis, Facebooks Ankündigung des Metaverse, digitale Technologien aller Art – die Schlagzahl neuer Möglichkeiten erhöht sich permanent. In welchen Branchen erwarten Sie die größten Disruptionen in den nächsten Jahren?
Ich gehe davon aus, dass sich die vielen Wirtschaftsströme weiter in den digitalen Raum verschieben. Hier werden wir im weltweiten Kontext weitere Sprunginnovationen sehen, welche dann wiederum eine gewisse Strahlkraft auf andere Bereiche haben werden. Auch in der Medizin haben wir durch die Corona-Pandemie große Fortschritte in den Technologien gesehen, durch welche sich zukünftig weitere Chancen in der Bekämpfung von Krankheiten ergeben. Des Weiteren sehe ich das große Feld der Biotechnologie als enorme Chance, in dem wir große Innovationen erwarten können. Gerade mit Blick auf die Bekämpfung des Klimawandels in all seinen Facetten wird es nicht ohne technologische Sprünge funktionieren.
2021 betrug die Gesamtinvestitionssumme in deutsche Startups und neue Innovationen ein Rekordvolumen von über 17 Mrd €. Erwarten Sie ähnliches für 2022 und wie sieht die Strategie der Patentpool Group vor diesem Hintergrund aus?
Meiner Meinung nach sehen wir keine Wiederholung des für die Startup-Wirtschaft außerordentlich besonderen Jahres. Investitionen werden weiterhin allerdings dennoch auf einem hohen Niveau bleiben, denn wir merken durchaus eine starke Gründungskultur in Deutschland. Die Patentpool Group investiert nicht aus einer rein finanzwirtschaftlichen Perspektive. Wir analysieren jedes unserer potenziellen Portfoliounternehmen ganz genau, vor allem hinsichtlich der patentrechtlichen Schutzfähigkeit. Vor diesem Hintergrund sind wir kein reiner VC-Geber – Der nachhaltige betriebswirtschaftliche Aufbau einer Technologie zu einem funktionierendem Geschäftsmodell bzw. validen Unternehmen ist für uns deutlich interessanter.
Ende letzten Jahres machte die Patentpool Group mit Meldungen über einen gewonnenen Rechtsstreit gegen Microsoft auf sich aufmerksam. Wie sind hier die aktuellen Entwicklungen zu bewerten?
Zunächst sollte ich erwähnen, dass es bei diesem Rechtsstreit um eines unserer ersten Patente geht: 1999 haben wir eine Patentanmeldung eingereicht, die in ihren Ansprüchen – grob gesagt – die Basis des Cloud-Computings und dynamische Web-Inhalte beschreibt; also das Web, wie wir es heute täglich nutzen.
Das Urteil bezieht sich auf die von Microsoft angestrengte Nichtigkeitsklage im Rahmen unserer Patentverletzungsklage. Hier wurde durch den BGH letztinstanzlich entschieden, dass unser Patent auf dem Hoheitsgebiet der Bundesrepublik Deutschland vollumfänglich valide ist. Im nächsten Schritt gilt es nun den Umfang der Verletzung festzustellen, gerade mit Blick auf mögliche Schadensersatzforderungen oder rückwirkende Lizenzierungsmodelle.